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Chapter 3: Kapitel 1: Andere Länder, andere Sitten (Teil 1)

Es ist Mitte Sommer als Benji zufrieden in die Straße einbiegt, in der das Haus seiner Tante und seines Onkels liegt, sein aktuelles zu Hause. Seine Mutter hat das Apartment, indem sie und er bis vor kurzen noch, seit dem Tod seines Vaters gelebt haben schon längst gekündigt, und er ist derweilen bei dem Bruder seines verstorbenen Vaters und dessen Familie untergekommen. Für Benji ist dies jedoch keine große Umstellung gewesen. Er hat sowieso fast seine gesamte Kindheit in der Anwesenheit seiner Zweitfamilie, den Lehmanns verbracht. Nachdem seine Mutter und er alleine zurückgeblieben sind, haben sie sich aufopferungsvoll um die beiden gekümmert. Und sowieso, zählt seine Cousine Julia zu seinen besten Freunden und da die beiden sich fast täglich getroffen haben bevor Benji zu ihnen gezogen ist, ist sein Umzug nur eine Formalität gewesen. Auch wenn es nur für eine kurze Zeit ist, bis er sich seiner Mutter anschließt und zu ihrem neuen Ehemann und seinen Töchtern nach Japan zieht. Irgendwie freut er sich da drauf, auch wenn es für ihn am Anfang ein Schock gewesen ist, als ihm seine Mutter von ihrer künftigen Heirat erzählt hat und das sie möchte, dass er auch mitkommt. Benji ist sich zuerst unsicher gewesen, ob ein Umzug nach Japan, dem Heimatland seiner Mutter, wirklich das Richtige für ihn ist. Er kennt das meiste von Japan nur aus ihren Erzählungen, Dokumentationen und Animes und Mangas, auch wenn letzteres nicht immer die beste Erfahrungsquelle ist, so wie es seine Mutter ihm oft erklärt hat. Laut seiner Mutter ist er als kleines Kind bereits schon Mal dort gewesen, als sein Vater noch gelebt hat. Aber Benji erinnert sich fast gar nicht mehr daran. Sie haben, damals noch zu dritt, wohl eine Beerdigung einer Verwandten seiner Mutter besucht, irgendwo bei Kobe. Dort wo seine Mutter herkommt und gewohnt hat, bevor sie in ihrer Teenagerzeit nach Deutschland gekommen ist. Sie sagt ständig zu ihm, wenn er seine Unsicherheit über den Wechsel nach Japan versucht ihr deutlich zu machen, dass sie damals jünger gewesen ist als er jetzt ist, und dass er es auf jeden Fall auch schaffen wird, sich auf ein neues Land umzustellen. Sie hat ihn schließlich seit seiner Geburt auf diesen Tag vorbereitet, auch wenn sie sich nie wirklich sicher gewesen ist, ob dieser Tag jemals kommen würde. Die ständigen Lektionen in Japanisch, mit denen ihn seine Mutter seit seiner frühen Kindheit schon fast getriezt hat, haben dazu geführt, dass er zu einem kleinen Sprach Genie herangewachsen ist. Nicht nur in Japanisch, sondern neben Englisch natürlich, noch in ein paar weiteren Sprachen, kann Benji sich mittlerweile fast muttersprachlich ausdrücken. Er ist beinah schon so gut wie seine Mutter, beinah. Aber was will er sich auch mit einer hauptberuflichen Übersetzerin messen, die zudem noch eine der Besten auf ihrem Gebiet ist. Was das Kulturelle angeht, hat sich seine Mutter jedoch Hilfe bei anderen Japanern in Deutschland gesucht. Sie selbst hat zwar ihre Kindheit in Japan verbracht, aber ihre Befürchtung ist es immer gewesen, dass ihr Wissen nicht ausreicht oder sogar veraltet sein könnte. Und da seine Mutter weder in Deutschland, noch in Japan irgendwelche japanischen Verwandten mehr hat, da sogar ihre Eltern ziemlich früh verstorben sind, haben sie in Düsseldorf in der japanischen Gemeinschaft Unterstützung gesucht und gefunden. Doch obwohl Benji sich mittlerweile gut gerüstet fühlt, hat ihm die Entscheidung, seine alte Heimat, mit samt Familie und Freunden zurück zulassen einiges abverlangt. Der entscheidende Punkt ist für ihn gewesen, dass er mit seiner neuen Stiefschwester zusammen eine japanische Oberschule besuchen wird. Obwohl dies bedeutet, dass er nochmal fast drei Jahre weiter die Schulbank drücken muss, und ihm die Schule hier in Deutschland bereits schon zum Hals raushängt, ist es immer ein heimlicher Wunsch von ihm gewesen diese berühmt berüchtigte Oberschulzeit in Japan selber einmal zu erleben. Und als er dann ein Bild von seiner älteren Stiefschwester gesehen hat, die ihm sofort total sympathisch gewesen ist, auch wenn er sie noch gar nicht kennt, hat er einfach nicht mehr nein sagen können. Selbst Julia hat ihn förmlich angefleht, dass er es macht und er schön doof wäre, wenn er jetzt kneift und hierbleibt. Am liebsten wäre Julia an seiner Stelle gewesen. Doch Benji hat noch das Beste für sich dabei herausgeholt, und konnte an seiner Kölner Schule noch sein Abitur fertigmachen, damit er später eventuell hier in Deutschland studieren kann, wenn er zurückkehren möchte. Aber das lässt er sich lieber vorerst alles offen, denn heute ist erstmal ein wirklich guter Tag für ihn. Denn heute hat er sein Abschlusszeugnis seiner alten Schule bekommen und nun ist Ferienzeit. Endlich ist es vorbei, kein Pauken mehr und keine Lerngruppen, fürs erste. Dass es nach den Sommerferien wieder von vorne anfängt verursacht in ihm zwar leichte Übelkeit, doch ein wichtiges Ziel hat er jetzt bereits geschafft.

„Endlich frei!" Sagt er laut zu sich selbst und zieht, um ihn davor zu bewahren runterzurutschen, an seinem Rucksack, der nur mit einem Gurt über seiner Schulter hängt, während der andere lose zur Seite baumelt. Als er die ersten Altbauten in der Straße passiert, hört er ein näherkommendes Fahrrad hinter sich, gefolgt von dem schrillen Klang einer Fahrradklingel, worauf er schließlich stehen bleibt und sich umdreht.

„Hey Benni! Du bist ja schon da!" Stellt Julia überrascht fest, als sie mit ihrem altmodischen Hollandrad, geschmückt mit Kunststoff Blumen und kitschigen Herzchen Stickern vom Rahmen bis zum Fahrradkorb direkt vor Benji haltmacht. „Dachte du hättest heute deine Abschiedssause?"

Sie steigt von ihrem Fahrrad ab und schiebt es mit beiden Händen am Lenker neben sich her, bis sie zu Benji aufgeschlossen hat, der mit einem Grinsen im Gesicht auf sie wartet.

„Hi Juli!" Grüßt Benji sie und versucht eine klare Antwort auf ihre Frage etwas zu umgehen. „Ach, Abschiedssausen sind auch nicht mehr das, was sie mal waren."

„Hast du denn Tschüss zu allen gesagt?" Hakt Julia weiter nach und kümmert sich wenig um Benji ausweichendes Verhalten in Bezug auf seine Abschlussparty. „Oder zumindest zu der Band?"

„Ja, ich habe es kurz und schmerzlos gemacht, wie immer." Erwidert Benji grinsend, während sie beide Seite an Seite weiter die Straße entlang schlendern. „Ich konnte es einfach nicht mit ansehen, wie sie um mich weinten, als ich ihnen erzählt habe, dass wir uns so schnell nicht wiedersehen werden."

„Aha! So schlimm also?!" Grinst Julia zurück, ganz genau wissend, dass er mit seiner Darstellung der Dinge ziemlich übertreibt. „Und in Wirklichkeit?"

„In Wirklichkeit, war es schon ein bisschen traurig, dass die meisten gar nicht auf den Schirm hatten, dass ich bald das Land verlasse." Gibt Benji etwas deprimiert zu. „Ich bekam ein paar Umarmungen und einige Wir-bleiben-in Kontakt, aber das war es dann auch schon. Timson und ich haben ein letztes gemeinsames Bier am Kiosk getrunken, und ich habe versprochen, dass ich Mails schreibe oder so. Und dann bin ich einfach gegangen. Einfach so."

„Aber du musst mir auch versprechen, das du mir schreiben wirst, ja?!" Versucht Julia enthusiastisch Benji zu überreden. „Wenigstens jede Woche."

„Natürlich werde ich das. Wir können Video Chatten. Meine Mutter hat mir ein neues Notebook gekauft mit japanischer Tastatur und das Beste daran ist, dass es eine eingebaute Kamera hat. So können wir uns fast jeden Tag sehen." Schwärmt Benji enthusiastisch von seinen neuen Möglichkeiten, merkt aber schnell selbst, dass es schon sehr unrealistisch ist, wie er sich das Alles so vorgestellt. „Oder besser wir bleiben bei einmal die Woche. Vielleicht bin ich da etwas zu optimistisch. Aber mit wem kann ich sonst auf Deutsch reden, außer dir und meiner Mutter?"

„Vielleicht kannst du ja deinen süßen kleinen Schwestern Deutsch beibringen." Schlägt Julia ihm mit einem lüsternen Grinsen vor und beginnt ihren Ellbogen wiederholt leicht in seine Seite zu rammen. „Bestimmt verlieben sie sich dann in dich und du darfst schmutzige, ecchi Sachen mit ihnen machen?!"

„Also erstens, sind sie meine Schwestern, auch wenn wir nicht blutsverwandt sind." Fängt Benji an seine Cousine zu belehren. „Zweitens, sind die beiden minderjährig und sowas würde mich sicher ins Gefängnis bringen, oder sie jagen mich aus dem Land. Und drittens, du, meine liebe kleine Otaku Cousine, konsumierst eindeutig zu viel Hentai Zeug."

„Meinst du denn wirklich es ist ein Zufall, dass die ganzen Doujinshis voll sind mit solchem Kram?" Versucht Julia weiter mit einem lüsternen Grinsen zu argumentieren, obwohl sie genau weiß, dass fast alles in solchen Werken reine Fiktion ist. „Und außerdem, mein kleiner Hentai Cousin, liest du dieses Zeug auch. Du hast es mir ja sogar selbst gezeigt und mich dann damit angesteckt."

„Na und?! Ich benutzte es zum reinen Vergnügen und das war´s." Gibt Benji gespielt gelassen zu und schielt mit einem verschmitzten Grinsen zu Julia rüber. „Du machst das doch auch, oder etwa nicht?"

„Vielleicht, manchmal, … arg …warum sollte ich dir das erzählen?!" Erwidert Julia übertreibend verlegen und zeigt ihm eine geschauspielerte kalte Schulter. „Das wäre ja sooooo peinlich und du bist ein perverser Idiot, Benni-San."

„Hör auf die Tsundere zu spielen!" Versucht Benji ernst rüberzukommen. „Wir sind nicht in einem Anime."

Doch mit einem erneuten schielenden Blick zu Julia schenkt er ihr eines, von seinem schelmischen Lächeln, nachdem er sie fertig getadelt hat und Julia und er müssen schließlich herzhaft lachen. Julia ist die erste, die sich schließlich wieder einkriegt und versucht wieder einen ernsthaften Ton einzuschlagen.

„Ich lese sowieso nur die Yuri Sachen, und auch nur, weil ich die Frauen darin und ihre Geschichten ansprechend finde." Gesteht Julia schmachtend und ein wenig verlegen. „Aber als ich ein Bild von deinen niedlichen kleinen Schwestern gesehen habe, habe ich mich sofort verliebt. Ich bin so eifersüchtig auf dich, du glücklicher Bastard."

„Julia Lehmann! Küsst du deine Mutter mit diesem Mund?!" Versucht Benji Julia ein wenig aufzuziehen. „Du bist der größte und notgeilste weibliche Otaku, den ich je getroffen habe. Du wärst die ideale Partie für alle männlichen Otakus da draußen, wenn sie wüssten, wie du in Wirklichkeit bist."

„Ja, ich küsse meine Mutter mit diesem Mund!" Verteidigt sich Julia mit einem lüsternen Lächeln. „Aber ich würde am liebsten deine kleinen Schwestern küssen."

„Hör mal! Versprich mir bitte, wenn du es nächstes Jahr schaffst mich zu besuchen, dass du dich mehr anstrengst dich an die Gesellschaft dort anzupassen." Wechselt Benji nun zu einem sehr ernsthaften Ton, während die beiden gerade am Eingang ihres zu Hauses haltmachen. „Meine Mutter sagt immer zu mir, dass das wahre Japan nicht so ist, wie es in Animes oder Mangas dargestellt wird. Sie sagt ich solle meine Vorbereitungen für meinen Wechsel auf seriösere Themen fokussieren.

„Ich weiß, ich weiß!" Erwidert Julia, stimmungsmäßig wieder auf dem Boden der Tatsachen angekommen, jedoch nur für einen kurzen Augenblick, denn sie funkelt Benji mit ihren glänzenden Augen und geballten Fäusten erwartungsvoll an. „Aber ich bin so aufgeregt, das Ganze ist der totale Wahnsinn. Obwohl Animes nicht die Wirklichkeit repräsentieren, ist es schon verdammt nah an dem, was bis jetzt gesehen, gelesen oder gehört haben. Sag mir nicht, das du nicht das Gleiche fühlst."

„Vielleicht." Gibt Benji ein bisschen zu gelassen zu.

„Bist du nicht aufgeregt?" Wundert sich Julia.

„Verdammt, natürlich bin ich aufgeregt, ich bin so nervös, ich bin bereits das reinste Nervenbündel." Platzt es Benji nur so raus. „Ich wage es nicht mal daran zu denken, was alles schiefgehen kann. Vielleicht mögen sie mich ja gar nicht oder hassen mich sogar. Oder ich werde jedes Mal getadelt, für mein typisch deutsches Verhalten. Und der schlimmste Fall wäre, wenn sie nicht über meine Witze lachen. Das wäre mein absoluter Tod, nach meinem wirklichen Tod, natürlich."

Doch obwohl er sich über seine wildesten Befürchtungen beschwert, versucht Benji trotzdem noch irgendwie zu lächeln. Julia schaut ihn verständnisvoll an und muss lachen, als er seine paranoide Verzweiflung ihr offenbart hat.

„Ich werde immer über deine Witze lachen." Verspricht ihm Julia mit einem Augenzwinkern. „Und wenn wir zusammen dort sind, dann werden wir ihnen beibringen auch darüber zu lachen."

„Ich hoffe du hast recht, aber bis dahin, werde ich es ruhig angehen lassen. Nur nicht viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen, mich in die Gemeinschaft einfügen, vielleicht einen Platz Am Fenster in meiner Klasse wäre nett und eine Schuluniform mit Blazer." Gesteht Benji Julia bescheiden. „Keine ecchi, Romcom Zeug, keine psychopathischen Schul-Bullys, kein super übermächtiger Schülerrat und keine Tsunderes. Einfach cool bleiben."

„Ich glaube an dich. Du wirst bekommen was du willst." Baut Julia ihn mit ehrlich gemeinten Worten auf. „Du bist immer da, wenn man dich braucht und sie werden das erkennen und sie werden es irgendwann zu schätzen wissen und dann werden sie dich auf jeden Fall mögen, hundertprozentig."

„Das klingt echt schön, wie du das so sagst." Stimmt ihr Benji geschmeichelt zu und zieht eine Schnute, wie ein Kleinkind, dass ein Eis haben will. „Ich möchte wirklich diesen Fensterplatz, weißt du?!"

„Und auch den wirst du bekommen, Benni!" Muss Julia herzhaft lachen und versucht ihn weiter mit Aeiner motivierenden Stimme aufzuheitern. „Und nun lass und reingehen, etwas essen und unsere letzten gemeinsamen Tage hier in Köln zusammen genießen. Du wirst übermorgen ja schon fliegen, Benni."

„Stimmt, und ich habe noch nicht mal gepackt." Grinst er Julia verschmitzt an und beide gehen zusammen durch das Gartentor in Richtung Haustür.

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Als Benji in Osaka ladet, leidet er deutlich unter einem Jetlag. Er hat es einfach nicht geschafft sich während der Flugzeit von an die zwölf Stunden auch nur irgendwie zu entspannen, da er so aufgeregt ist seit er Deutschland verlassen hat. Als ihn die Lehmanns am Frankfurter Flughafen verabschieden haben, zu dem sie ihn freundlicherweise mit dem Auto gefahren haben, hat er das Gefühl bekommen, dass es ab jetzt kein Zurück mehr gibt, zudem hat Julia dafür gesorgt, dass der Abschied gegen Benjis Willen sehr schnulzig und sentimental von statten gegangen ist. Wahrscheinlich hat auch die spontane Änderung seiner Flugreise sein zu Benjis Rastlosigkeit geführt. Eigentlich ist geplant gewesen, dass er in Itami laden wird, aber durch ein paar Verspätungen, hat die Reisegesellschaft ihn für einen Anschluss Flug innerhalb Japans von Tokyo zum Kansai International Airport umgebucht. Er hat noch versucht seine Mutter über den veränderten Ankunftsort zu unterrichten, aber es blieb ihm leider nur noch Zeit für eine Textnachricht, die sie hoffentlich lesen wird. Jedoch ist ihm bei der Gepäckabgabe in Frankfurt die Befürchtung gekommen, dass sie seine Sachen trotzdem nach Itami schicken könnten, aus irgendwelchen paranoiden Gründen, die sich Benji zusammengereimt hat. Er hat sich den Gitarrenkoffer, den er als zusätzliches Frachtgepäck aufgegeben hat, von der Flughafenmitarbeiterin förmlich aus der Hand reißen lassen müssen, weil er Angst davor hat, dass dieser irgendwo auf der Reise verloren geht. Doch nun, da seine Reise sich dem Ende nähert, möchte er am liebsten nur noch in ein Bett fallen und für eine sehr lange Zeit einfach nur schlafen. Das einzig Positive für ihn dran ist, dass seine Nervosität nun von seiner Müdigkeit überlagert wird. Kurz bekommt er nochmal einen kleinen Anflug von Panik, als er am Gepäckband etwas zulange auf seine Gitarre warten muss. Doch schließlich fühlt er sich erleichtert, als seine Sachen endlich vor seinen Augen auftauchen und er sich ruhigen Gewissens Richtung Ausgang begeben kann. Nun heißt es nur noch hoffen, dass seine Mutter, die Nachricht erhalten und auch gesehen hat, die er ihr in Deutschland noch geschickt hat, sagt sich Benji und schaut am Ein- und Ausgang des Flughafens verzweifelt nach ihr Ausschau. Doch da nach einer Weile immer noch niemand zu sehen ist, setzt er sich fast in die Mitte des Eingangsbereichs auf seinen Trolli, die Gitarre im Koffer immer noch auf seinem Rücken und sein Handgepäck neben ihm liegend, um etwas zu entspannen. Was Anderes kann er gerade sowieso nicht tun, und so fällt er ihr eventuell direkt ins Auge, falls sie nach ihm sucht, denkt er sich. Benji könnte schwören, dass er für diese Aktion einige skeptische Blicke von anderen Reisenden geerntet hat, ohne überhaupt jemanden anzusehen. Es fällt ihm sowieso immer schwerer seine Augen offen zu halten, und er kümmert sich schließlich kaum noch über die Passanten, die extra einen Bogen um ihn gehen müssen, weil er sich direkt in ihre Laufrichtung gesetzt hat. Er merkt erst, dass er ein wenig eingenickt ist, als ihn eine warme, ihm sehr vertraute Stimme anspricht.

„Hallo, mein Sohn." Grüßt ihn seine Mutter, zwar auf Japanisch, aber irgendwie klingt es für Benji noch immer so, als würde sie auf Deutsch mit ihm reden. „Bist du Müde vom Flug?"

Benji schaut mit verschlafendem Blick zu seiner Mutter, die mit einem warmen Lächeln neben seinem Stiefvater steht, den er jetzt gerade zum ersten Mal überhaupt trifft und ihn mit einem fast emotionslosen Gesichtsausdruck mustert. Seine Mutter gibt Benji ein kurzes Zeichen mit einem Augenzwinkern, und Benji schaltet sofort in den Wach-Modus, springt überhastet und etwas holprig auf und macht eine gewollt übertriebene, tiefe Verbeugung in Richtung seiner Eltern.

„Mein Name ist Lehmann Benjamin Jirow und ich bin von nun an in ihrer Obhut." Grüßt Benji in erster Linie seinen noch irgendwie unbekannten Stiefvater höflich und so ordentlich wie es ihm möglich ist. „Es freut mich sehr sie kennen zu lernen."

„Hallo Benjamin Jirow, es ist wirklich sehr schön, dass wir uns nun endlich mal treffen." Grüßt ihn sein Stiefvater leicht lächelnd zurück. „Aber du darfst dich ab jetzt selber Kawasaki nennen. Es ist alles bereits arrangiert. Ab nun bist du Teil der Familie."

Benji schaut auf von seiner immer noch gebeugten Position mit einem weiterhin leicht verschlafenen Blick und fragenden Augen die von seinem Stiefvater zur seiner Mutter und zurückwandern. Er packt seine Sachen zusammen und kommt ein Stück auf die beiden zu. In diesem Moment möchte er am liebsten seine Mutter umarmen, die er jetzt schon länger nicht mehr gesehen hat, doch auch wenn sie und Benji innerhalb ihrer kleinen Familie Umarmungen als festes Begrüßungsritual führen, stoppt Benji seinen Drang, in Gedanken an die Gebräuche und Sitten in Japan, dass sowas in der Öffentlichkeit nicht geht, und nickt ihr einfach nur zu. Seine Mutter versteht sofort, wie es ihm geht und erwidert seinen Gruß ihm mit einem leichten nicken und eine Kopfschlenker zum Ausgang, der ihm signalisieren soll, dass sie es zu Hause nachholen. Benji merkt, dass er seine Mutter gerade verstärkt fokussiert und seinen Stiefvater etwas vernachlässigt, weswegen er versucht auch auf ihn einzugehen.

„Ich bedanke mich für alles was ihre Familie bis jetzt für mich getan hat, … äh … Vater." Versucht Benji sich demütig erkenntlich zu zeigen. „Ich werde mich bemühen dem allen gerecht zu werden."

„Kein Grund so förmlich zu sein, mein Junge. Das ist das mindeste was ich für meinen Stiefsohn tun konnte." Beruhigt ihn sein Stiefvater mit einem beherzten Lachen, was Benji nicht von ihm erwartet hätte. „Eri ... deine Mutter und ich haben es deinen Schwestern bereits mitgeteilt, für uns ist es in Ordnung, wenn ihr uns jeweils beim Vornamen anredet. Wir wollen euch nicht zu etwas Nötigen, was ihr noch nicht fühlt. Du kannst also Noboru zu mir sagen."

„Vielen Dank." Erwidert Benji, überrascht über das Angebot. „Dann kannst du mich auch ruhig Benji nennen."

„Benji." Wiederholt Noboru nachdenklich und mustert seinen Steifsohn. „Ist Benji denn überhaupt ein richtiger japanischer Name?"

„Es ist eine Kombination meiner beiden Vornamen." Versucht es Benji ihm zu erklären und schaut dabei leicht hilfesuchend zu Eri. „Meine Mutter und ich haben ihn erfunden, um meinen eigentlichen Namen abzukürzen. Macht vieles angenehmer. Ist sowas wie ein Spitzname."

„Gut, ich werde versuchen, mich daran zu gewöhnen." Stimmt Noboru Benjis Angebot zu, während er und Eri leicht amüsierte Blicke austauschen, bis Noboru Benji wieder ernster anschaut. „Jedoch in der Öffentlichkeit bleiben wir bei deinem vollen Namen. Das solltest du auch tun."

„Ja, ich weiß!" Erwidert Benji in einem leicht genervten Ton, worauf ihn seine Mutter kurz scharf anguckt. Benji versteht sofort, und versucht sich zu korrigieren so höflich es ihm möglich ist. „Danke für deinen Ratschlag, ich werde ihn so gut es geht beherzigen."

Noboru schenkt ihm ein schweigsames, aber zufriedenes Kopfnicken und schaut rüber zu Eri, die ihn mit einem erwartungsvollen Lächeln ansieht. Sie neigt ihren Kopf zu Noboru hin mit ihren Augen auf Benji und flüstert ihm zu, jedoch wohl absichtlich noch laut genug, das Benji es mitbekommt.

„Und? Wie findest du ihn?" Möchte sie von Noboru wissen, was er über Benji denkt. „Hab ich dir zu viel versprochen?"

„Es ist besser, als ich erwartet habe." Gesteht Noboru lächelnd in normaler Lautstärke zu Eri, während er Benji im Blick behält. „Ich bin gespannt, wie sie aufeinander reagieren."

Benji schaut die beiden ziemlich verwirrt an mit seinem Schlafzimmerblick. Doch er erhält keine Erklärung über die Andeutung von Noboru. Seine Mutter nimmt ihm freundlich den Trolli aus seiner Hand, den Benji bis gerade noch festgehalten hat. Während Noboru und sie bereits mit dem Trolli hinter sich zeihend Richtung Ausgang gehen, wendet sie sich an den immer noch verdutzt dastehenden Benji, der keine Regung macht ihnen zu folgen.

„Komm Benji, lass uns nach Hause gehen." Schlägt ihm Eri vor. „Ich glaube, du willst so schnell wie möglich ins Bett, oder?"

Außerhalb des Flughafen ist es bereits Nacht, als sie durch die Ausgangstür das Gebäude verlassen, doch die Lichter der Stadt scheinen hell durch die Dunkelheit. An ihrem Auto angekommen, wird Benjis Trolli und Handgepäck im Koffer verstaut, während Benji jedoch darauf besteht seine Gitarre mit auf den Rücksitz zu nehmen. Während sie fahren, dreht sich Eri auf dem Beifahrersitz zu ihrem Sohn herum, der erschöpft sich auf dem Sitz in der Mitte breitgemacht hat, mit dem Gitarrenkoffer zu seiner Linken, ebenfalls wie Benji mit einem Anschnallgurt befestigt. Er lehnt gegen den Koffer, ihn mit einem Arm umschlingend, als würde er neben einer ihm sehr nahestehenden Person sitzen. Eri bemerkt in diesem Moment zum ersten Mal die Sammlung von Aufklebern, die sich über den Deckel des Koffers verteilen. Die meisten Sticker sind typische Kölner Motive, der Dom, das Stadtwappen, eine Narrenkappe und sogar ein gelbes Ortsschild, alle jeweils verziert mit einer mit schwarzen Filzmarker geschriebenen Unterschrift, höchstwahrscheinlich von seinen Freunden. Sie schaut ihren Sohn leicht mitleidig an und gibt einen leichten Seufzer von sich.

„Konntest du die Gitarre nicht mit dem Lieferservice mitschicken?" Fragt Eri Benji leicht vorwurfsvoll, ist jedoch schon interessiert von wem der Gitarrenkoffer überhaupt stammt, denn sowas hat er bis jetzt nie nötig gehabt. „Von wem hast du den Koffer eigentlich? Hat Julia ihn dir geliehen?"

„Er ist ein Abschiedsgeschenk von der Band. Alle haben unterschrieben." Gibt Benji stolz zu und tätschelt den Koffer leicht mit seiner Hand die ihn umschlingt. „Ich würde meine geliebte Gitarre keinem Lieferservice anvertrauen. Sie ist das einzige was ich von meinem Vater noch habe. Ich meine meinem biologischen Vater."

„Verstehe." Gesteht Noboru, während er Benji im Rückspiegel bei einem riesigen Gähnen erwischt und mit warm klingender Stimme einer leicht besorgt dreinschauenden Eri einen Vorschlag macht. „Vielleicht sollten du und dein Sohn sich etwas Zeit für euch nehmen, wenn wir zu Hause sind? Wir können die Vorstellung der Mädchen auch auf morgen verschieben."

„Schon gut, schon gut, ich krieg das hin." Antwortet Benji für seine Mutter, während er sich mit den Fingern die Augen reibt und anschließend sich durch ein Kopfschütteln wieder halbwegs wachrüttelt. „Ich möchte die beiden nicht länger warten lassen. Ich bin sicher, sie sind genauso nervös und aufgeregt, wie ich es bin."

„Ich mag ihn." Gibt Noboru mit einer leisen Stimme außerhalb Benjis Hörweite zu, mit einem geschielten amüsierten Blick rüber zu Eri. „Er ist dir gut gelungen."

„Danke." Flüstert Eri ihm zurück mit einem warmen Lächeln und drückt kurz und sanft Noborus Hand, die gerade den Gangschaltungsknüppel festhält. „Das schätze ich sehr, wenn du das sagst."

µ µ µ

Als sie zu Hause ankommen ist es bereits ziemlich spät, aber die Lichter im Haus, indem Benji von nun an leben wird, zeigen immer noch Aktivität im Inneren im Vergleich zu den anderen Häusern in der Nachtbarschaft, die wie tote dunkle Spukhäuser erscheinen. Das Haus seiner Familie ist allerdings anders, als Benji erwartet hat. Seine Mutter hat erwähnt, das Häuser in Japan gewöhnlich viel kleiner sind, als die typischen Altbauten in Köln, wie das von Julias Eltern. Es scheint als hätten sie nun ein großes zweistöckiges Gebäude mit mehreren Balkonen als zu Hause. Vielleicht hatte seine Mutter doch recht, vermutet Benji. Wenn sie ihm damals geschildert hat, wie sein neues Leben in Japan sein wird, hat sie öfters erwähnt, dass sie und sein Stiefvater genug Geld verdienen, um ein kleines bisschen über dem durchschnittlichen Lebensstandard in Japan zu führen. Benji wünscht sich im Geheimen, das sie hoffentlich einen Pool haben, oder zumindest einen sich in Zukunft anschaffen werden. Als sie durch die Haustür ihr zu Hause betreten, geht Noboru voran, während Benji hinter Eri folgt, der bepackt ist mit seinen Sachen.

„Ich bin wieder da." Ruft Noboru ins Haus hinein und geht direkt weiter hinein um nach seinen Töchtern zu schauen, nachdem er seine Straßenschuhe ausgezogen hat und in zwei gemütlich Leinenpantoffel geschlüpft ist.

„Bin wieder da." Macht es Eri Noboru nach, etwas zurückhaltender als er und wartet, ebenfalls ihre Straßenschuhe durch Hausschuhe ausgetauscht, auf Benji, der gerade sein Gepäck im Eingangsbereich abstellt.

„Willkommen zurück." Hört Benji aus einem anderen Raum unisono von zwei hohen engelsgleichen Stimmen.

Eri blickt Benji erwartungsvoll an mit den Augen ins Inneres des Hauses zeigend. Zwar versteht Benji, was sie von ihm möchte, aber er zögert zuerst, weil er sich unsicher ist, was er sagen soll. Schließlich stellt er sich in die Mitte des Eingangsbereichs und nimmt eine kerzengerade Haltung ein mit einem leichten Seufzer.

„Ich bin hier." Ruft er sehr dezent in den Raum, was von Eri mit einem sehr skeptischen Blick beobachtet wird. Dann geht er rückwärts wieder durch die Haustür nach draußen, die Skepsis seiner Mutter ignorierend, wartet dort vor dem Eingang einen kurzen Moment ohne irgendeinen emotionalen Gesichtsausdruck, bis er schließlich wieder das Haus betritt und diesmal deutlich lauter ins Haus hineinruft. „Ich bin wieder da."

„Nicht dein ernst!" Gibt Eri auf Deutsch mit einen tiefen Seufzer von sich und verdreht dabei die Augen, während Benji seine Schuhe auszieht und mit schelmischen Blick auf Socken an ihr vorbei in Richtung Raum geht, in den Noboru verschwunden ist. Eri packt Benji von hinten leicht am Kopf und schüttelt ihn kurz, als würde sie sein Gehirn schrubben, wogegen sich Benji versucht zähneknirschend zu wehren, woraufhin sie ihn erneut auf Deutsch zurechtweist. „Lass den Blödsinn, Benji!"

„Äh … willkommen zurück." Erwidern die zwei Stimmen zögerlich, leicht verwirrt und weniger unisono, als zuvor, als Benji gefolgt von Eri den Raum betritt.

Das kleinere Mädchen mit dem Bubikopf Haarschnitt steht gerade am Herd und brät irgendwas lecker Duftendes in einer Pfanne, als sie, eine Schürze tragend und einen Pfannenwender in der Hand haltend, Benji entdeckt und ihr verwirrter Blick sich in ein breites Lächeln verwandelt. Das größere Mädchen mit den nackenlangen Haaren hat abrupt aufgehört den Tisch zu decken, immer noch einen Teller in der Hand haltend, während Noboru offensichtlich weiter ihr bei den Vorbereitungen zur Hand geht und sichtbar damit kämpft nicht zu lachen. Im Vergleich zur ihrer kleinen Schwester, wechselt die Ältere von ihrem fragenden Blick zu einen schüchternen, aber begeisterten Gesichtsausdruck und nickt Benji schweigsam zu.

Noboru stellt die Vorbereitung ein und räuspert sich mit seiner geballten Hand von dem Mund und einem etwas ernsteren gesenkten Blick, als Signal für seine Töchter sich ihrem neuen Familienmitglied vorzustellen.

„Ich bin Kawasaki Haruka. Willkommen zu Hause. Es ist schön dich kennenzulernen." Begrüßt ihn Haruka zögerlich, aber herzlich als erstes, jedoch leicht aus der Fassung gebracht und immer noch mit dem Teller in der Hand.

„Und ich bin Kawasaki Yumiko. Willkommen Oni-Chan. Schön, dass du da bist." Grüßt ihn Yumiko mit mehr Sicherheit und mit einer schwungvollen freudigen Verbeugung in seine Richtung.

„Mein Name ist Leh … Kawasaki Benjamin Jirow. Vielen Dank, für die willkommene Begrüßung. Es ist schön euch endlich kennenzulernen." Erwidert Benji verbeugend und versucht dabei nicht zu unsicher rüberzukommen, während er sich selbst fragt, ob er sich jemals daran gewöhnen wird, sich nicht mehr mit Lehmann als Familienname vorzustellen.

„Nun, lasst uns alle gut miteinander auskommen und schnell besser kennen lernen." Schlägt Noboru als Oberhaupt der Familie vor, als würde er den ersten Schritt der Familienzusammenführung besiegeln. Und alle, einschließlich Eri bestätigen seine Worte daraufhin mit einem kurzen Nicken und einem fast gleichzeitigen: Ja.

Noboru bietet Eri und Benji jeweils einen Sitzplatz an und sie setzten sich beide hin und warten darauf, dass der Rest der Familie mit den Vorbereitungen für das gemeinsame Essen fertig wird. Während des Essens reden die Kinder nicht viel. Noboru und Eri übernehmen den meisten Gesprächsanteil, und reden viel über ihre Pläne für die nächsten Tage, was eine Geschäftsreise mit ein paar Übernachtungen mit einschließt. Benji versucht so gut es geht etwas zu essen, um die Mühen, die sich seine Familie für ihn gemacht hat zu würdigen, aber er fühlt sich mehr müde als hungrig. Zwischendurch schaut er neugierig zu seinen Schwestern rüber. Wann immer er Yumikos Blick trifft, schenkt sie ihm ein breites Lächeln, bis Benji sie beim dritten Mal angrinst, und daraufhin beide kurz anfangen zu Lachen, sich es dann aber doch verkneifen. Bei Haruka hat er jedoch das Gefühl, dass sie ihn heimlich beobachtet, wenn er nicht zu ihr rüber sieht, aber immer, wenn er in ihre Richtung blickt, sie verstohlen wegschaut, als würde sie sich bei etwas ertappt fühlen. Doch nach einer Weile beginnt auch sie seinen Blickkontakt mit einem leicht schüchternen Lächeln zu erwidern, was Benji mit einem lächelnden Nicken erwidert. Nach einiger Zeit kämpft Benji verzweifelt damit sein Gähnen zu unterdrücken, und nachdem Eri ihm mehr als einmal angeboten hat ins Bett zu gehen, willigt er schließlich ein und er verabschiedet sich für die Nacht von allen, worauf seine Mutter mit ihm aufsteht, um ihm sein Zimmer im ersten Stock zu zeigen.

Sein Zimmer ist sauber, nicht nur fast nahezu klinisch sauber, sondern ebenfalls sauber von jeder möglichen Präsenz von Wohnen. Ein gemachtes Bett, ein Schreibtisch mit Stuhl, ein Kleiderschrank und ein paar Regale, die darauf warten so bald wie möglich mit Leben aufgefüllt zu werden. Als seine Mutter die Vorhänge zuzieht, kann Benji einen kurzen Blick auf den Balkon vor dem Fenster erhaschen, was ihn glücklich stimmt, dass er ein Zimmer hat, mit der Möglichkeit nach draußen zu gehen. Während Benji mit halb zugefallenen Augen sich noch etwas hilflos im Zimmer orientiert und versucht irgendwo sein Gepäck hinzustellen, ist es seine Mutter, die auf ihn zugeht, und ihn herzlich umarmt. Etwas überrascht geht Benji auf ihre Geste ein und umarmt sie zurück.

„Schön, dass du endlich da bist, mein Sohn." Flüstert sie zufrieden auf Deutsch in sein Ohr, während sie mit einer Hand durch sein Haar streicht. Benji intensiviert die Umarmung nochmal etwas mehr und atmet tief mit dem Mund in ihre Schulter aus vor Erleichterung. Sie küsst ihn kurz sanft auf die Wange und versucht ihn weiterhin auf Deutsch aufzumuntern. „Es war sicher ein harter Tag für dich heute?! Morgen sieht es schon wieder ganz anders aus. Hab dich lieb, Benji."

„Hab dich auch lieb Mom." Flüstert ihr Benji auf Deutsch zu und beide lösen sich langsam aus der Umarmung und Benji fügt leicht gähnend weiter auf Deutsch hinzu, während er zu seinem Bett taumelt. „Ich bin froh, dass der erste Schritt gemacht ist. Sie scheinen alle sehr nett zu sein. Ich denke, es wird alles gut werden, mit der Zeit."

„Ja das denke ich auch." Bestätigt ihn Eri auf Deutsch, die mit einem leicht besorgten Blick auf Benji Schreibtischstuhl Platz nimmt und zusieht, wie Benji erschöpft mit dem Gesicht direkt ins Kissen, sich auf sein Bett fallen lässt. „Die Mädchen waren total aufgeregt und haben mich die letzten Tage nur so mit Fragen über dich durchlöchert. Sie freuen sich alle auf dich. Vor allem Yumiko, aber Haruka auch, auch wenn sie es nicht so zeigt."

„Hab ich gemerkt!" Gibt Benji halb in sein Kissen murmelnd zu, weiterhin in deutscher Sprache. „Die beiden scheinen sehr unterschiedlich zu sein. Obwohl ich am meisten von Noboru überrascht bin."

„Ach Benji, er mag dich, das hat er mir selbst gesagt." Beruhigt ihn Eri auf Deutsch, die weiß, dass Benji sich die ganze Zeit schon sehr schwer damit tut, eine neue Vater Figur in seinem Leben zu akzeptieren. „Auch, wenn er nicht dein richtiger Vater ist, gib ihm eine Chance die Rolle für dich zu übernehmen. Versprichst du mir das?"

„Ja, ja! Ich verspreche es. Für dich." Murmelt ihr Benji gähnend auf Deutsch durch sein Kissen zu. „Aber dafür erzählst du mir noch eine Gute Nacht Geschichte."

„Benji, lass den Quatsch!" Erwidert Eri mit einem skeptischen Blick auf Deutsch. „Tu mir nur den Gefallen und vergiss nicht, was ich dir in Deutschland alles gesagt habe. Versuche dich besser einzufügen und bitte etwas weniger Witzeleien. Dein Humor ist manchmal etwas gewöhnungsbedürftig und könnte die Leute verwirren, die dich nicht so kennen, wie ich."

„Aber, mein Humor ist doch das Beste an mir!" Murmelt Benji gespielt enttäuscht auf Deutsch. „Die Leute lieben mich doch gerade deswegen so sehr."

„Schau, ich will ja nicht, dass du dich als jemand ausgibst, der du nicht bist." Erklärt im Eri auf Deutsch und ignoriert sein künstliches Gejammer. „Ich liebe dich, wie du bist. Ich mag sogar deine Witze, meistens … na gut, sagen wir lieber manchmal. Aber für den Anfang, halt dich bitte etwas zurück. Warte, bist du deinen Kreis von Vertrauten um dich hast, die dich wertschätzen, so wie ich es tue."

„Du meinst, wie meine Schwestern?" Fragt Benji neugierig auf Deutsch mit einem Auge aus seinem Kissen hervorschauend.

„Warum nicht?!" Schlägt Eri ihm enthusiastisch weiterhin Deutsch sprechen vor. „Wenn wir die nächsten Tage weg sind, werden du und die Mädchen genug Zeit haben, um euch besser kennen zu lernen. Wir haben mit ihnen das gleiche Gespräch geführt, wie mit dir und ihnen gesagt, dass ihr zusammen etwas Zeit miteinander verbringen solltet. Macht irgendwas, was euch dreien Spaß macht und ich bin sicher das Eis wird schnell brechen. Aber gib ihnen Zeit sich dir zur öffnen, bevor du sie mit deinen Blödeleien erschlägst. Besonders Haruka, sie hat eine harte Zeit hinter sich. Lass sie zu dir kommen, okay?"

„Versprochen, Mom!" Erwidert Benji auf Deutsch, jetzt wieder etwas wacher und schaut ihr hinterher, wie sie aufsteht und Richtung Zimmertür geht. „Und was ist mit der Geschichte?"

„Du bist Achtzehn, du brauchst keine Gute Nacht Geschichte mehr!" Reagiert Eri genervt, immer noch Deutsch sprechend und gibt einen größeren Seufzer von sich, während sie mit einer Hand bereits die Klinke seiner Zimmertür festhält, um sie zu öffnen. „Und dein Humor ist übrigens nicht das Beste an dir, wenn du das wirklich so denkst, mein Sohn. Du wirst noch herausfinden, was dich wirklich ausmacht, früher oder später. Und jetzt schlaf gut, Benji!"

„Aber ich liebe deine Geschichten." Bettelt Benji weiter auf Deutsch und ignoriert absichtlich, was seine Mutter zuvor gesagt hat. „Besonders die mit dem Fischer und der Schildkröte."

„Gute Nacht, Benji!" Verabschiedet sich Eri nochmals auf Deutsch mit einem strengen Unterton, nun schon halb die Tür hinaus und versucht sich ein Lachen zu verkneifen.

„Wenigstens die Stelle mit der Schildkröte." Hält sich Benji noch immer auf Deutsch weiter dran.

„Gute Nacht!" Wiederholt Eri, jetzt wieder auf Japanisch und nun demonstrativ liebevoll, als sie die Tür von draußen hinter sich schließt.

„Ich liebe die Schildkröte, sie ist die Beste." Murmelt Benji jetzt auch wieder auf Japanisch mit seinem Gesicht nun völlig in seinem Kissen vergraben und schläft ein paar Minuten später endgültig ein.

µ µ µ

Am nächsten Morgen ist es bereits heiligster Tag, als Benji erwacht. Sein natürliches Bedürfnis treibt ihn zur Toilette und er verlässt sein Zimmer immer noch in Unterhemd und Boxershorts, ohne sich Gedanken darum zu machen. Er hat sich im Halbschlaf wohl in der Nacht doch noch die Klamotten ausgezogen, vermutet er, da er keine Erinnerung mehr daran hat, wieso er in Unterwäsche aufgewacht ist, und es wird wohl kaum jemand anderes gemacht haben, denkt er sich. Als er das kleine Badezimmer im ersten Stock, was ihm seine Mutter gestern noch kurz auf dem Weg zu seinem Zimmer gezeigt hat, betreten will, öffnet sich di Tür und Haruka steht vor ihm und erschrickt vor Überraschung.

„Guten Morgen!" Gähnt Benji sie an, während er zumindest eine Hand vor seinem Mund hält, sich aber mit der anderen am Hintern kratzt. „Ist das Bad jetzt frei?"

„Gu … Guten Morgen!" Grüßt ihn Haruka zögerlich, senkt dabei beschämt ihren Blick und rennt rasch an ihm vorbei und verschwindet in ihrem Zimmer, während sie verlegen versucht ihn zu tadeln und dabei die Badezimmer Tür offenstehen lässt. „Bitte zieh dir etwas an, bevor du dein Zimmer verlässt!"

„Okay!" Erwidert Benji mit einem Grinsen und schaut ihr hinterher, obwohl sie bereits hinter ihrer Zimmertür verschwunden ist. „Kann ich das Bad denn jetzt benutzen?"

„Ja!" Schallt es aus Harukas Zimmer, wobei sie ein bisschen genervt klingt. „Ich bin fertig!"

Nachdem Benji sein kleines Geschäft erledigt hat, öffnet er die Tür des Bads und Yumiko grinst direkt in sein überraschtes Gesicht, mit gespreizter Beinstellung, eine Hand als Faust in die Hüfte gestemmt und die andere Hand zu einem Peace Zeichen geformt über ihre Stirn gelegt.

„Guten Morgen Oni-Chan!" Grüßt sie Benji enthusiastisch. „Möchtest du frühstücken?"

„Guten Morgen Sonnenschein!" Lächelt Benji sie an. „Sicher, aber vorher sollte ich mich wohl besser noch anziehen, oder was meinst du?"

„He, he, he!" Lacht Yumiko künstlich und grinst Benji daraufhin mit einem lüsternen Blick an ohne sich darum zu kümmern, dass gerade in Unterwäsche vor ihr steht. „Hat Nee-San dich halb nackt gesehen und ist rot geworden?!"

„Tja, war vielleicht etwas zu viel für sie, für den Anfang." Grinst Benji sie an. „Meinst du Haruka ist mir jetzt böse, Sonnenschein?"

„Ach, mach dir keine Sorgen! Nee-San kann ein bisschen Abwechslung gut gebrauchen." Beruhigt Yumiko ihn mit einem Klaps auf den Rücken. „Aber du solltest Nee-San und mich mit Onee-Chan ansprechen, wir sind jetzt deine kleinen Schwestern, weißt du."

„Aber du bist ab jetzt mein Sonnenschein!" Erklärt ihr Benji stolz „Bitte, hör niemals auf zu lächeln."

„Ich werde mein Bestes geben." Verspricht Yumiko ihm mit überspielter Verzückung. „Nur für dich, Oni-Chan."

„Das ist der Spirit!" Lobt Benji sie, mit seinen Zeigefingern auf sie gerichtet, während er sich bereits rückwärts Richtung Zimmer bewegt. „Und jetzt, mach ich mich schnell fertig, und dann frühstücken wir. Ich sterbe vor Hunger."

„Jawohl Sir, Oni-Chan!" Salutiert Yumiko vor Benji, der gerade durch die Zimmertür gehen will. „Ich schnapp mir Nee-San, und wir beginnen schon mal mit den Frühstücksvorbereitungen."

„Akzeptabel! Weitermachen, Soldat!" Salutiert Benji ihr zurück, nur noch seinen Kopf und seine Hand aus der Tür herausschauend, bevor er schließlich im Zimmer verschwindet.

Die folgenden Tage vergehen, wie im Flug. Auf den ersten Blick wirkt Alles anders in seinem neuen zu Hause, vom großen Bad im Erdgeschoß, den Geräten in der Küche, den Mahlzeiten, die er serviert bekommt, dem TV Programm, bis hin zur futuristischen Toilette, obwohl er von den meisten Sachen bereits gehört hat, überrascht es ihn dennoch immer wieder. Auf den zweiten Blick erkennt Benji für sich, dass Alles nur eine veränderte Variante von seinem Gegenstück in Deutschland ist. Hier kochen die Leute auch mit Wasser, genauso wie in allen anderen Teilen der Welt, denkt sich Benji. Rasch findet er sich zurecht und nach ein paar Tagen, ist es schon fast wie ein richtiges zu Hause für ihn. Auch an seine neuen Mitmenschen gewöhnt er sich unheimlich schnell, ebenso an die Tatsache nur Japanisch zu sprechen. Zwar hat er mit seiner Mutter ab und zu noch ein paar Unterhaltungen auf Deutsch, aber wenn dann nur, wenn die beiden allein sind, was nicht so oft vorkommt, da seine Schwestern und sein Vater, wenn er und seine Mutter nicht arbeiten sind, alltäglich präsent sind. Benji ist heimlich ein bisschen froh, dass sein Stiefvater oft länger arbeitet, auch wenn seine Mutter ebenfalls dann länger weg ist, da die beiden zusammen in der gleichen Firma arbeiten. Zwar ist Noboru immer nett und freundlich zu Benji, ohne sich ihm aufzudrängen, aber mit der Tatsache, dass er seinen verstorbenen Vater irgendwann mal ersetzen könnte, fühlt sich Benji immer noch nicht ganz wohl. Zudem hat er ohne seine Eltern mehr Zeit mit seinen Stiefschwestern allein zu sein, um ihnen etwas näher zu kommen, dem Benji mit großer Motivation nachgeht, jedoch ohne es sich anmerken zu lassen. Jedoch reden er und Haruka nicht viel miteinander, nicht, weil sie ihm aus den Weg geht, aber sie scheint sich ihm gegenüber noch nicht so öffnen zu können, wie Yumiko. Meistens reagiert sie sehr schüchtern und reserviert, dennoch stets freundlich und fürsorglich. Yumiko stattdessen plappert wie ein Wasserfall, wenn sie mit Benji irgendetwas macht und erklärt ihm Alles ausführlich bis in kleinste Detail, als würde Benji vom Mars kommen, auch wenn es nur die Waschmaschine ist. Zudem durchlöchert sie in mit jeder Menge Fragen über sein Leben in Deutschland. Meistens möchte sie etwas über seine Schule, das Essen und seine Familie, besonders seine Cousine Julia wissen. Ein einziges Mal hat sie versucht ihn über sein Liebesleben zu verhören, doch Benji ist ihren Fragen mit ein paar schlechten Witzen ausgewichen und sie hat es schließlich aufgegeben ihn mit dem Thema zu belästigen. Als ihre Eltern schließlich zu ihrer Geschäftsreise ausbrechen, suchen sie nach Aktivitäten, die sie zusammen machen können und Yumiko schlägt vor Mario Kart zu spielen. Während sie im Wohnzimmer sitzen, spielen Yumiko und Benji das Spiel gegeneinander, während Haruka sich mit ihrem Smartphone beschäftigt. Yumiko kniet auf dem Boden vor der Couch und schaut hoch konzentriert auf ihre Aktionen auf dem Bildschirm, während Benji mit ausgestreckten Beinen relaxt sich auf der Couch breitgemacht hat und keine Anstalten macht Yumiko ernsthaft in diesem Spiel zu schlagen. Neben Benji hat ist Haruka mit deutlichen Abstand zu ihm, mit ihren Beinen an den Körper herangezogen, zu einem niedlichen Knuddelball geformt, weiterhin auf ihr Smartphone fokussiert. Da es nur zwei Kontroller im Haus gibt, haben sich die drei geeinigt, dass der Verlierer abgibt. Doch Haruka hatte die ersten Male, wenn sie hätte spielen können, immer abgelehnt und so haben Yumiko und Benji ab dem x-ten Mal aufgehört sie überhaupt zu fragen. So tragen die beiden ihren kleinen Wettkampf alleine auf dem Bildschirm aus, der von Yumikos Seite mit vollen Einsatz angegangen wird, während von Benjis Seite aus wenig Elan zu spüren ist, und er seine Aktionen mit einem gelangweilten und emotionslosen Ton kommentiert, bis Yumiko zum zwanzigsten Mal in Folge hintereinander gewinnt.

„He, he, he!" Lacht Yumiko ihn gekünstelt aus. „Du hast schon wieder verloren, Oni-Chan. Ich dachte du bist gut in dem Spiel? Oder war das eine Lüge?"

„Nein, mein Kontroller ist kaputt." Verteidigt sich Benji mit einem apathischen Unterton. „Darum konnte ich nicht richtig spielen."

„Der ist nicht kaputt!" Protestiert Yumiko genervt. „Du bist einfach nur ein mieser Spieler."

„Dann hast du geschummelt!" Vermutet Benji weiterhin in einer gespielten apathischen Stimmung. „Das muss es sein, du hast mich betrogen, die ganze Zeit."

„Ich schummle nicht!" Widerspricht Yumiko ihm übertrieben aufgebracht. „Du spielst nur ohne jede Motivation. Das ist total respektlos!"

„Vielleicht?!" Grinst Benji sie schelmisch an und Yumiko spielt mit verschränkten Armen und aufgepusteten Backen beleidigt.

„Lass uns was Anderes versuchen." Schlägt Benji gelangweilt vom Spielen vor und dreht sich zu Haruka und hält ihr den Kontroller hin. „Oder willst du mal spielen?"

„Ich bin für was Anderes." Erwidert Haruka erschrocken, überrascht darüber, dass Benji sie angesprochen hat.

Haruka schlägt vor Muffins zu backen und Benji zeigt sich sofort hoch motiviert, nicht zuletzt deshalb, weil er gerade sterben könnte vor Hunger. Yumiko setzt bei dieser Aktion aus. Sie spielt weiterhin beleidigt, obwohl Benji sich ernsthaft bei ihr entschuldigt. Doch sie zieht sich in ihr Zimmer zurück, mit der Begründung den beiden etwas Zeit für sich alleine zu lassen, was von Haruka aufgebracht und beschämt kommentiert wird, dass sie sowas nicht sagen soll. Yumiko erwidert dies nur mit einem ihrer künstlichen Lacher, als sie die Treppe schließlich nach oben geht und den beiden die Küche überlässt. Während die beiden mit den Vorbereitungen für die Muffins beginnen, übernimmt Haruka die Führung und leitet Benji an, ihr zu assistieren. Benji beobachtet sie mit Bewunderung. Er selbst hat noch nie irgendetwas gebacken, aber er bemerkt, dass Haruka genau weiß, was sie da tut, und dass ihre Schüchternheit immer weniger wird und Selbstsicherheit steigt, wenn sie Benji Anordnungen gibt, was er zu tun hat. Während sie an der Spüle am Küchenfenster den Teig kneten, fühlt sich Benji plötzlich beobachtet. Als er durchs Fenster schaut, erkennt er einen dreizehn bis vierzehn Jahre alten Jungen der aus dem Garten der Nachbarn, direkt in die Küche starrt und die beiden mit einer Mischung aus Verwirrung und Faszination bei ihrer Arbeit observiert. Er wirkt sportlich und athletisch und für sein alter ziemlich groß. Sein Gesicht dagegen könnte das eines zehnjährigen sein oder sogar das einen Mädchens, denn es erscheint irgendwie sanft und verletzlich, dafür ist seine dunkelbraune Frisur schon modern und stylisch mit einem leichten Undercut, was für eine gewisse reife spricht, wenn wirklich erst dreizehn oder vierzehn Jahre alt ist.

„Äh … du, sag mal!" Wendet sich Benji fragend an Haruka, während er mit einem skeptischen Blick auf den Nachbarsjungen fixiert ist. „Habt ihr einen Stalker?"

„Waaaasss…?" Reagiert Haruka kurz erschrocken, atmet aber dann erleichtert auf, als sie Benji Blick nach draußen folgt und sieht, was er sieht. „Ach so! … Das ist Sousuke. Der Sohn der Nachbarn. Er ist der beste Freund von Yumiko. Sie hängen ständig zusammen rum, von klein auf."

„Oh, verstehe! Yumikos Sandkastenfreund, sozusagen." Kommentiert Benji grinsend Harukas Erklärung. „Sind sie ein Pärchen?"

Benji lässt sein Blick während ihrer Konservation nicht von Sousuke ab, der wiederum ebenfalls kein Problem damit hat Benji weiter entgeistert anzustarren. Grinsend winkt Benji im zu und Sousuke winkt zögerlich zurück zu Benji und Haruka, worauf ihm Haruka auch freundlich zuwinkt. In diesem Moment kommt Yumiko lärmend die Treppe heruntergestürmt.

„Yumiko!" Ruft Haruka ihr aus der Küche aus zu, als Yumiko gerade die offene Küchentür passiert und Richtung Haustür flitzt. „Sousuke ist draußen."

„Ich weiß!" Trällert Yumiko zurück, während sie sich im Eingangsbereich ihre Schuhe anzieht. „Er hat mich angerufen. Wir treffen uns im Garten. Bin weg!"

Ohne auch nur auf irgendeine Reaktion ihrer Geschwister zu warten, springt Yumiko enthusiastisch die Haustür hinaus. Benji sieht im Fenster wie Yumiko im Garten erscheint und über den Gartenzaun klettert, nachdem sie und Sousuke sich freudig begrüßt haben. Haruka knetet weiter den Teig, als die beiden hinter dem Haus der Nachbarn verschwinden.

„Sie sind kein Paar." Antwortet Haruka schließlich auf Benjis letzte Frage mit einem Lächeln auf den Lippen, während sie sich mit ihrem Blick auf den Teig konzentriert. „Sie sind erst dreizehn und Yumiko ist immer noch wie ein kleines Kind, falls du es noch nicht bemerkt hast."

„Nun ja, was nicht ist, kann ja noch werden." Erwidert Benji amüsiert, was Haruka mit einem lächelnden Nicken kommentiert, immer noch fokussiert auf ihre Arbeit. „Vielleicht ist Yumiko viel reifer, als es scheint."

Haruka schaut ihn kurz verwirrt an, geht aber nicht mehr weiter auf Benjis Aussage ein. Sie beendet ihren Arbeitsschritt und verteilt den Teig auf die Muffin Formen. Nachdem die Muffins dann fertig gebacken und abgekühlt sind, beginnt Haruka die Topics mit bemerkenswerter Leidenschaft und Fertigkeit zu dekorieren. Nachdem sie damit fertig ist, schauen die Muffins so großartig aus, dass es eine Schande wäre diese überhaupt zu essen. Benji hat noch nie etwas ansatzweise Vergleichbares in Deutschland gesehen, noch nicht mal in einer Konditorei. Beide setzen sich gegenüber an den Küchentisch und Haruka bietet Benji einen ihrer Muffins zum Probieren an. Nachdem er in diesen hineinbissen hat, merkt er, dass die Muffins nicht nur fantastisch Aussehen, sondern auch wirklich hervorragend schmecken. Während Benji genüsslich seinen Muffin verdrückt, schaut ihn Haruka zufrieden an, während sie mit den Ellenbogen auf den Tisch ihr Wangen mit den Händen abstützt und fröhlich vor sich hin summt.

„Mmmh, lecker, die sind absolut fantastisch, die Muffins." Gesteht Benji ohne dabei aufzuhören zu essen. „Ich dachte ich würde das deutsche Brot und den Kuchen vermissen, aber dies ist ein wunderbarer Ersatz. Wo hast du das nur gelernt?

„Danke schön! Das freut mich, das sie dir schmecken." Antwortet Haruka gerührt und wird aber schnell leicht traurig. „Meine Mutter hat es mir beigebracht."

„Deine Mutter?" Reagiert Benji überrascht und versucht vorsichtig mehr zu erfahren, da bis jetzt wenig über die verstorbene Mutter seiner beiden Stiefmutter mitbekommen hat. „War sie eine Bäckerin?"

Haruka dreht ihr Gesicht von Benji weg und reibt sich die Augen, die leicht feucht geworden sind. Benji schaut sie besorgt an und vergisst kurz weiter zu kauen.

„Tut mir leid!" Entschuldigt er sich bereuend sie gefragt zu haben. „Schwieriges Thema, denke ich. Vielleicht sollten wir über etwas Anderes reden."

„Schon gut, alles okay!" Versucht Haruka sich wieder zu fangen und muss kurz schniefen, während sie doch noch mit ein paar Tränen kämpft. „Entschuldigung, aber vielleicht erzähle ich dir ein anderes Mal etwas über sie, wenn das für dich okay ist?"

„Kein Grund sich zu entschuldigen." Versucht Benji sie zu beruhigen. „Ich kann warten. Erzähl es mir wenn du bereit bist, jederzeit."

„Danke dir, für dein Verständnis." Erwidert Haruka, immer noch schniefend, aber langsam wieder in alter Fassung. „Benji …?!"

„Yo?!" Reagiert Benji ziemlich locker, obwohl ihm gerade auffällt, dass sie ihn gerade zum ersten Mal beim Vornamen anspricht und kaut erwartungsvoll etwas langsamer. „Was ist es?"

„Ich mein, kann ich dich Benji nennen?" Fragt ihn Haruka mit einer Mischung Verlegenheit und Aufregung. „Ich mag den Namen, und ich fühle mich nicht so recht wohl mit Oni-San oder Oni-Chan."

„Klar, Benji ist okay, warum nicht." Stimmt er geschmeichelt ihrer Bitte zu. „Und kann ich dich dann auch Haruka nennen? Oder bestehst du auf Onee-Chan oder Onee-Sama vielleicht?"

„Benji, sei nicht albern!" Erwidert Haruka mit einem Lachen, ihre Wangen mit den Händen haltend wie zuvor. „Nenn mich Haru, so haben mich meine Freunde immer genannt."

„Okay Haru." Gibt Benji beeindruckt mit einem wiederholten Kopfnicken wieder und hält spielerisch tief gerührt seine Brust bei seinem Herzen mit einer Hand fest, weiß aber, dass es in Japan sehr ungewöhnlich ist, sich so früh in einer Beziehung beim Spitznamen zu nennen. „Wow! Das ist ein gewaltiger Schritt vorwärts!"

„Also Benji!" Lächelt ihm Haruka aufgeregt zu. „Was sollen wir als nächstes machen?"

„Mmmh …, vielleicht zeigst du mir was die Gegend?!" Schlägt Benji nach kurzer Überlegung vor. „Ich war noch nicht mal außerhalb dieses Hauses, seit ich angekommen bin. Oder ist es mir verboten nach draußen zu gehen? Bin ich hier gefangen?!"

Benji schaut sich um, als würden überall Kameras ihn beobachten und schaut Haruka dann mit einem Lächeln fragend an. Sie blickt erst überrascht und dann skeptisch an, als sie merkt, dass er sie gerade auf den Arm nehmen will und schüttelt genervt den Kopf.

„Natürlich nicht, Benji!" Erwidert Haruka leicht aufgebracht. „Du bist kein Gefangener!"

„Na dann!" Reagiert Benji übertrieben motiviert. „Was meinst du? Ein Spaziergang durch das Viertel?"

„Okay, lass uns das machen!" Lässt sich Haruka von Benjis Motivation anstecken und ihre Stimmung wechselt schnell von genervt auf aufgeregt. „Aber lass mich noch schnell was Anderes anziehen!"

„Genau, das sollte ich auch noch tun, bevor es losgeht." Stimmt ihr Benji zu und klopft sich leicht noch etwas Mehl von seinem weißen T-Shirt, nachdem er es nochmal genau unter die Lupe genommen hat. „Aber vorher nehme ich mir noch einen Muffin für meinen Gang zu meinem Zimmer, als Wegproviant. Oder vielleicht zwei oder drei. Es ist ein verdammt langer Weg nach oben."

Benji stapelt drei Muffins auf seiner Hand, die er nah an seine Brust hält, damit sie nicht runterfallen. Haruka schaut ihm amüsiert und zufrieden zu, bis er sich schließlich Richtung Küchentür bewegt.

„Verlauf dich nicht!" Ruft ihn Haruka lächelnd hinterher, während Benji gerade den Raum verlassen will. Doch im selben Augenblick merkt sie, was sie gesagt hat und hält sich überrascht und verlegen die Hände vor dem Mund.

„Der war gut!" Reagiert Benji beeindruckt, und zeigt mit seiner freien Hand mit dem Zeigfinger auf Haruka über seine Schulter, während er die Küche verlässt und Haruka lächelt ihm hinterher.

Nachdem sie sich beide umgezogen haben, wandern sie durch die Straßen der Nachbarschaft Sie wohnen in einem Vorstadtgebiet, indem verstärkt besser verdiene Familien leben. Sicher könnten sie als Reiche bezeichnet werden, aber sicher gibt es wesentlich reichere Familien in Japan. Es ist verdammt heiß an diesem Nachmittag und die Straßen sind fast wie leergefegt, da die meisten Leute bei solchen Temperaturen drinnen vor der Klimaanlage verweilen. Wenn sie mal Passanten über den Weg laufen, was selten vorkommt, nehmen die meistens keine große Notiz von den beiden. Benji ist im Stillen dankbar für seinen genetischen Code, dass er optisch an die Menschen seines neuen Heimatlandes angepasst ist, so dass er sich nicht wie eine Zirkusattraktion aus dem Westen wahrgenommen wird. Wenn sie von jemanden der ihnen entgegen kommt gegrüßt werden, grüßen sie beide schweigsam zurück mit einer kurzen beiläufigen Verbeugung, und Benji fragt sich, ob Haruka diese Leute kennt, geht aber nicht weiter darauf ein, da es auch nur ab und zu vorkommt. Sie passieren schließlich einen Spielplatz ohne Besucher und Haruka zeigt deutliches Interesse eine Pause an dieser nostalgischen Kindheitserinnerung zu machen, also schauen sie sich zwischen den Spielgeräten nach einem Sitzplatz um. Der Platz bietet eine lustig aussehende Wippe, die mehr aussieht wie eine alte Handelswaage, nur ohne Schalen. Desweitern befindet sich unter den Spielgeräten eine Rutsche, die einem niedlichen Anime-artigen Tier ähnlichsieht, ein Karussell und zwei Schaukeln. Benji steuert die Schaukel an und setzt sich auf eines der Bretter, die an zwei Ketten befestigt sind. Haruka nimmt die andere Schaukel daneben in Beschlag, während Benji sich bereits mit der Schaukel auf der Stelle im Kreis dreht und seine Ketten sich zusammen spiralförmig verknoten. Haruka schaukelt nur leicht hin und her angestoßen durch ein leichtes Tippeln mit ihren Füßen und schaut Benji verwirrt an, wie er auf einmal die Ketten seiner Schaukel sich loslösen lässt und sich wild im Kreis dreht, bis er mit einem Ruck wieder in der Ausgangsposition anhält.

„Früher haben wie das gemacht, bis uns schlecht wurde vor Schwindel." Erinnert sich Benji, der nun wie Haruka vor sich hinschaukelt. „Wer gekotzt hat, hat verloren."

„Das klingt schräg." Erwidert Haruka mit mitleidigen Unterton. „Hast du denn gekotzt?"

„Ab und zu, ja." Gesteht Benji mit einer übertrieben gespielten Traurigkeit. „Aber ich habe mich daran gewöhnt. So wie man sich an alle Dinge gewöhnt. Und somit bin ich, seit dem Tod von meinem Vater absolut brechfrei. Ein letztes Geschenk von ihm. Vielen Dank dafür, Dad!"

Benji schaut in die Luft und salutiert nach oben, als würde ihm sein Vater vom Himmel aus, zuschauen, während ihn Haruka nur traurig anschaut.

„Darüber macht man keine Witze, Benji!" Tadelt sie Benji mitleidig. „Das hört sich irgendwie ziemlich traurig an."

„Ich weiß, tut mir leid." Versucht Benji mehr ernsthafter zu wirken. „Aber schlechte Witze sind mein Laster, aber auch mein Erleichterungsventil. Vielleicht hast du recht und wir sollten über etwas Leichteres sprechen."

„Erleichterung …?" Wiederholt Haruka zu sich selbst laut, während Benji wieder verloren in den Himmel schaut. „Benji? Kann ich dich etwas super peinliches Fragen?"

Haruka kämpft sichtlich mit ihrer Scham, bei ihrer Frage und beginnt Benjis Blick auszuweichen, indem sie sich wie er zuvor mit der Schaukel langsam auf der Stelle um sich selbst dreht. Benji schaut sie etwas verwirrt an, aber beginnt darauf milde zu lächeln.

„Peinlich für mich oder peinlich für dich?" Fragt Benji neugierig nach.

„Nun, es sollte peinlich für alle sein." Erklärt Haruka ihm leicht aufgebracht und noch immer beschämt und ein bisschen errötet im Gesicht.

„Sicher!" Bietet ihr Benji gelassen an. „Mich kann so schnell nichts erschüttern."

„Bist du noch Jungfrau?" Fragt ihn Haruka ziemlich beschämt und rot im Gesicht, während sie mit ihrer Drehung vor Benji anhält, ihren Blick jedoch auf den Boden gerichtet.

„Oh! Das klingt nicht nach etwas Leichterem!" Gibt Benji überrascht zu, der ziemlich beeindruckt über Harukas Themenwahl ist, obwohl sie sich kaum kennen.

„…, denn ich bin keine Jungfrau mehr:" Fügt Haruka noch hinterher, ohne auf Benjis Antwort zu warten, mittlerweile nicht nur mit verlegenen Unterton, sondern auch leicht niedergeschlagen.

„Bist du sicher, dass du darüber reden willst?" Erwidert Benji, der in diesem Moment für sie einfach nur Mitleid empfindet. „Klingt so, als wärst du mehr traurig darüber, als glücklich."

„Du hast recht." Stimmt ihm Haruka unsicher und unbehaglich zu. „Vielleicht sollten wir das Thema auf später verschieben."

„Klar, alles zu seiner Zeit." Versucht Benji sie aufzumuntern. „Mach dir keinen Stress. Schritt für Schritt. Ich bin da, wenn du bereit bist zu reden."

„Danke." Erwidert Haruka immer noch zu Boden schauend, aber mittlerweile etwas mehr erleichtert. „Nimm es bitte nicht persönlich, dass ich es noch nicht schaffe mich dir zu öffnen. Es ist nicht so, dass ich dir nicht vertraue, aber ..."

„Ich weiß, es ist ein hartes Thema und wir kennen uns erst seit ein paar Tagen. Das ist nur verständlich." Unterbricht Benji sie, um ihr die Last abzunehmen eine Erklärung abzugeben. Aber heimlich würde er schon gerne wissen, was passiert ist. Jedoch versucht er es sich nicht anmerken zu lassen und gibt sich weiter ganz cool. „Ist doch alles kein Problem. Du hast für die kurze Zeit, die wir uns kennen, dich mir gegenüber schon sehr geöffnet. Und darum möchte ich dir, als Dank, die super peinliche Tatsache offenbaren, dass ich immer noch Jungfrau bin."

„Wirklich?" Reagiert Haruka überrascht. „Aber du bist doch älter als ich, und so nett und …"

Sie bricht ihren Satz ab, als sie merkt, dass sie eventuell etwas sagen könnte, was Benji falsch interpretieren könnte.

„Ja, ja, ich bin immer der Nette. Mr. Nice Guy" Stimmt ihr Benji ein bisschen enttäuscht zu. „Was soll ich sagen, ich werde jedes Mal gefriendzoned und das war´s dann."

„Gefriendzoned?" Fragt Haruka verwirrt nach, als hätte sie das Wort noch nie gehört. „Was meinst du damit?"

„Ich meine, ich war schon Mal total verliebt in ein Mädchen, mit dem ich sehr gut befreundet war, … mit dem ich immer noch gut befreundet bin, besser gesagt. Wir standen uns damals jedoch sehr nahe. So nahe, dass ich dachte sie liebt mich." Erzählt ihr Benji mit einem beschwerenden Unterton und einer leicht traurigen Stimme. „Aber am Ende, hat sich für einen anderen entscheiden, und ich, Mr. Nice Guy, blieb allein. Und das ist mir nicht nur einmal passiert."

„Verstehe! Aber, lass dich davon nicht runterziehen." Lächelt ihm Haruka zu, um ihn aufzumuntern. „Ich bin sicher du findest eine andere, die dich nicht gefriendzoned oder so."

„Du meinst friendzoned?!" Korrigiert Benji sie, mit einem Lächeln und schaut sie kurz daraufhin fragend an. „Was würdest du sagen, habe ich eine gute Chance bei meinen Klassenkameradinnen?"

„Ich weiß nicht." Erwidert Haruka, der es aus irgendeinem Grund deutlich unangenehm ist, über ihre Klasse zu sprechen. „Wenn sie dich noch nicht richtig kennen und du öffnest dich ihnen zu früh, werden sie sich wahrscheinlich ehe über dich lustig machen oder dich seltsam finden."

„Ich weiß, ich weiß." Stimmt ihr Benji niedergeschlagen zu. „Ich werde mich in der Schule zurückhalten und versuchen mich anzupassen. Und auf keinen Fall übermütig werden."

„Du bist nicht übermütig." Erwidert Haruka versöhnlich. „Ich kenne dich zwar erst eine kurze Zeit, aber ich kann bereits sagen, dass du echt super cool bist, Benji!"

„Das ist schön zu hören, danke." Freut sich Benji sehr bewegt. „Und du bist auch super cool, Haru!"

Beide lächeln sich gegenseitig an, bis Benji aufsteht von der Schaukel und sich reckt und streckt. Er dreht sich zu Haruka und nickt ihr zu, dann stemmt er seine Hände in die Hüfte und atmet kurz tief durch.

„Und jetzt, nachdem wir uns gegenseitig unsere Coolness gestanden haben, lass uns gegenseitig auf dem Karussell herumdrehen, bis uns schwindelig wird." Schlägt Benji enthusiastisch vor und sprintet in Richtung des Spielgeräts. „Auf geht´s!"

„Das dürfen wir nicht!" Ruft ihn Haruka aufgebracht hinterher.

Doch Benji ignoriert sie einfach und springt auf das Karussell und versucht sich mit eigenem Antrieb so schnell es geht zu drehen. Als er aber merkt, dass Haruka genervt neben ihm steht und am liebsten weitergehen möchte, lässt Benji sich langsam ausdrehen und steigt vom Karussell ab. Leicht schwindelig torkelt er Haruka hinterher, die bereits den Spielplatz verlassen hat. Schließlich machen sich beide auf den Rückweg nach Hause. Als sie dort ankommen, treffen sie Yumiko und Sousuke, die zusammen vor dem Fernseher hocken und sich einen Anime anschauen. Als Sousuke die beiden bemerkt springt er sofort auf und verbeugt sich tief vor den beiden, während Yumiko ihnen nur grinsend ein Peace-Zeichen zeigt.

„Entschuldigung für die Störung!" Erklärt sich Sousuke standardgemäß für seine Anwesenheit. „Mein Name ist Honda Sousuke. Es ist schön dich zu treffen, Oni-San. Auch dir einen schönen guten Abend, Onee-San."

„Hi, Kawasaki Benjamin Jirow, mein Name." Stellt sich Benji ziemlich salopp vor und schenkt Yumiko einen skeptischen Blick, die ihn bis über beide Ohren angrinst. „Aber du weißt sicher schon von unserer kleinen Fräulein Sonnenschein wer ich bin, oder?"

„Sousuke wollte unbedingt den neuen Freund von Onee-San kennen lernen." Strahlt Yumiko in die Runde. „Er meint, ihr gebt ein tolles Paar ab."

„Yumiko, lass den Quatsch!" Tadelt Haruka sie genervt, wendet sich aber dann mit freundlichen Lächeln an Sousuke. „Schön, dass du da bist, Sousuke. Yumiko hat dir hoffentlich erklärt, dass Benj …, dass Oni-Chan hier, unsere neuer Stiefbruder ist, und nicht mein Freund."

„Äh …, ach so, verstehe!" Lächelt Sousuke verlegen zurück und schaut etwas hilfesuchend zu Yumiko, die hinter vorgehaltener Hand leise vor sich hin kichert.

„Du solltest dir wirklich ein Beispiel an Sousuke nehmen, Yumiko!" Maßregelt Haruka ihre kleine Schwester im ernsten Ton. „Er ist immer so höflich und nett, und du nutzt ihn einfach nur aus. Schäm dich!"

„Ahhh, Onee-San ist mal wieder der Spielverderber." Erwidert Yumiko genervt und streckt ihr die Zunge raus. „Das war doch alles nur Spaß. Sousuke weiß doch, dass wir ab jetzt einen Stiefbruder haben."

„Was soll daran spaßig sein …?" Regt sich Haruka weiter auf, wird aber von Benji unterbrochen.

„Also ich fand es witzig!" Wirft Benji gelassen in die Runde ein und schaut Haruka schmunzelnd an, während sie fassungslos nach Worten sucht. „Und außerdem hatten wir unterwegs ja schon einen sehr intimen Moment."

„Waaaasss? Wirklich?" Flippt Yumiko völlig aus. „Erzähl, erzähl!"

„Nun, ein Gentleman genießt und schweigt!" Zwinkert Benji Yumiko zu.

„Benji …! Lass das! Die beiden bekommen ein völlig falsches Bild von uns, so wie du das erzählst." Beschwert sich Haruka aufgebracht und verlegen bei ihm und versucht den beiden Kids zu erklären, dass es nicht so ist, wie es sich anhört. „Wir haben nur geredet. Und sonst war nichts. Wir beide sind kein Paar, hast du verstanden Sousuke, und auch du Yumiko, und … und … und außerdem ist Benji noch Jungfrau!"

„Hey, das war vertraulich!" Reagiert Benji mehr gespielt als tatsächlich peinlich berührt. Yumiko und Sousuke kämpfen damit ihr Lachen zu unterdrücken, was Benji mit einem skeptischen Blick beäugt.

„Hast du davon, du Angeber!" Streckt Haruka Benji die Zunge raus und geht Richtung Küche. „So, ich mache jetzt Abendessen. Bleibst du auch Sousuke?"

„Hi, hi, hi. Ja, er bleibt zum Essen! Hi, hi." Antwort Yumiko kichert für Sousuke, der sie nur verwirrt anschaut und dann aber begeistert Richtung Benji und Haruka nickt, die aber bereits in der Küche verschwunden ist, bevor auch er wieder kichern muss.

„Ihr beiden braucht gar nicht so zu lachen!" Ärgert sich Benji über das Gekicher der beiden. „Oder seid ihr bereits weiter, als ich es bin?"

„Oni-Chan!" Erwidert Yumiko übertrieben beschämt, indem sie sich mit beiden Händen die Wangen festhält und den Kopf hin und her dreht, nachdem sie und Sousuke sich wirklich einen kurzen Moment verlegen und schweigend angeschaut haben. „Du bist echt voll peinlich."

„Wer hat denn angefangen, damit?" Fragt Benji rhetorisch nach mit verschränkten Armen vor der Brust und einem Ich-erteile-euch-jetzt-mal-eine-Lektion Blick im Gesicht. Beide Kids schauen stumm und ertappt zu Boden, worauf Benji einen kurzen Seufzer abgibt. „Nun, ich glaube, ich gehe mal schauen, ob Haruka Hilfe braucht. Kommt ihr mit?"

„Alles klar, lass uns alle in die Küche gehen!" Jubelt Yumiko enthusiastisch auf Benjis Vorschlag. „Dann können wir Onee-San weiter ärgern."

„Ich glaube, das hat Oni-Chan damit nicht gemeint, Yumi-Chan." Wirft Sousuke verlegen ein.

„Ach, papperlapapp! Die kann das gebrauchen. Komm, Sou-Chan!" Kontert Yumiko und springt von der Couch auf, um in die Küche zu gehen. Benji und Sousuke folgen ihr, während sich beide Jungs mit einem Schulterzucken anschauen.

Haruka ist erst gar nicht begeistert, nicht nur, weil Yumiko weiter peinliche Anspielungen über das Verhältnis von Haruka und Benji macht, sondern weil Haruka darauf besteht, dass sie alleine für alle kochen möchte. Doch Benji schafft es, sie zu überzeugen, dass es zu mehreren doch viel lustiger ist. Zudem Yumiko durch ein paar schlechte Witze in Schach zu halten, dass sie nicht nur zur Harukas, sondern auch Sousukes Erleichterung endlich klein beigibt und sich mit ihren Kommentaren zurückhält. Als sie jedoch schließlich alle essend am Tisch sitzen, kann Yumiko nicht widerstehen und spricht die Tatsache an, dass sich Haruka und Benji mittlerweile beim Spitznamen nennen, was ihr eben beim Kochen erst aufgefallen ist. Doch Haruka schiebt das Thema schnell beiseite, mit der Begründung, dass es etwas zwischen älteren Geschwistern ist und sie nichts angeht. Obwohl Yumiko danach nicht weiter darauf eingeht, tuscheln und kichern sie und Sousuke zwischendurch immer mal wieder. Doch Haruka und Benji lassen sich dadurch nicht mehr stören und lächeln sich während der Mahlzeit freudig an, als wäre es das normalste der Welt, dass sie sich beide so gut verstehen.

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